Hörgeräte mit Schirmchen oder mit Otoplastik, was ist besser?

Hörgeräte gibt es in sehr unterschiedlichen Bauformen.
Hinter dem Ohr (HdO) Hörgeräte unterscheidet man inzwischen als Ex-Hörer, SlimTube und Normalschlauch-Hörgeräte. Wobei die SlimTube und Ex-Hörer Hörgeräte nochmals mit Otoplastik oder Schirmchenversion angeboten werden.

HDO Gerätebauformen

  1. Normalschlauch
    • Otoplastik
  2. SlimTube
    • Schirmchen (Domes)
    • Otoplastik
  3. Ex-Hörer
    • Schrimchen (Domes)
    • Otoplsatik (Reciver Shell)

 Zuerst zu der klassischen Versorgung mit dem normalen Schlauch.
Der Schallschlauch hat einen Außendurchmesser von 3,1mm und einen Innendurchmesser von 2mm. Vom eingebauten Lautsprecher (Hörer) bis zum ins Ohr ist die Länge ca. 7,5 cm. Durch diesen Aufbau gibt es eine besondere Resonanz des Systems. Dieser Klang wird von vielen Hörgeräteträgern als angenehm empfunden, da sie im mittleren Sprachbereich liegt und so einen satteren Klang hervorruft. Ab gut 8kHz wirkt dieses Schlauchsystem als Dämpfung sehr heller Töne, was jedoch bei dem normalen Hörausgleich egal ist, da in diesem Frequenzbereich keine Sprachübertragung stattfindet.

Die Otoplastik (Maßangefertigtes Ohrpassstück) dient hier zum Halt des Hörsystems, zur Schallweiterleitung, zur mechanischen Frequenzbeeinflussung (Zusatzbohrung, Hornschlauch, Filter) und zur Abdichtung. Da die Otoplastik immer gleich im Ohr sitzt sind die Höreindrücke sehr konstant und gut berechnen/messbar.

Der SlimTube
Ein sehr dünner Schlauch (SlimTube) sitzt unauffälliger an der Ohrmuschel und kann stark mit der Kosmetik des Systems punkten. Der Innendurchmesser liegt um 1mm. Dieser geringe Innendurchmesser hat jedoch den großen Nachteil dass Frequenzen über 1kHz schlechter übertragen werden. Je höher die Frequenz wird, desto schlechter ist die Übertragung. Der Sprachbereich wird in dem Bereich von 500 Hz bis ca. 4 kHz angegeben, wobei 70% der Lautstärke bis 1kHz liegt und 70% der Deutlichkeit über 1kHz. Also gerade dort wo das Sprachverstehen liegt, wird durch eine SlimTube die Verstärkung gedämpft.

Ein Schirmchen am Slimtube ist eine leichte, angenehme und sehr bequeme Art sein Hörgerät zu tragen, doch da ein Schirmchen mal weiter im Gehörgang steckt und mal weniger weit ist das Hörergebnis nie konstant. Zusätzlich lässt so ein Schirmchen leicht Schall aus dem Ohr entweichen. Besonders die tiefen Frequenzen sind davon betroffen. Zusammen, also SlimTube (weniger Hochtonverstärkung) mit Schirmchen (weniger Tieftonverstärkung), kommt ein System zustande von dem ich bei einem normalen Hörverlust nur abraten kann.

Mit einer Otoplastik kann der SlimTube für einige Hörverluste gut genutzt werden.

Das Ex-Hörer Hörgerät
Das Ex-Hörer Hörgerät verbindet die Vorteile der vorhergenannten Möglichkeiten. Da nur zwei bis 4 dünne Kabel vom Hörgerät zum Hörer im Gehörgang geleitet werden müssen, kann der Schlauch sehr dünn werden. Somit ist der kosmetische Aspekt voll abgedeckt. Da kein Schall durch den Schlauch muss, ist der Durchmesser und die Länge nicht von einer besonderen Relevanz. Der Hörer (Lautsprecher/Reciver) liegt im Gehörgang und erzeugt den Schall kurz vor dem Trommelfell.

Mit einem Schirmchen (Dome) kann schon ein sehr gutes Ergebnis erzielt werden. Doch der Sitz des Schirmchens im Gehörgang ist bei jedem Einsetzen etwas anders. Hierdurch entstehen Lautstärkenschwankungen. Auch die Gefahr des Verlierens ist höher, als bei der Verwendung mit einer Otoplastik (Ex-Reciver-Shell).

Zusammengefasst:
Meine Empfehlung wenn es um das Hören und die Kosmetik geht: der Ex-Hörer mit Otoplastik.
Wenn es eine günstigere Variante sein soll, der normale Schlauch mit Otoplastik.Wenn nur ein sehr geringer Hörverlust vorliegt und das System möglichst unauffällig sein soll, kann auch mit einem SlimTube gearbeitet werden.

Eine Otoplastik ist immer angeraten.

SIEG HörTechnic in Herford ist einer der wenigen Akustiker die noch ein eigenes Labor für die Herstellung von Otoplastiken nutzen. So können wir in kurzer Zeit, innerhalb von bis zu 6 Stunden, eine Otoplastik anfertigen. Normalerweise können wir uns aber mehr Zeit lassen, da die gewünschten Hörgeräte meist erst nach drei Tagen geliefert sind.
Otoplastiken werden immer individuell gefertigt. Der eine Kunde möchte es sehr unauffällig, der andere benötigt eine größere Grifffläche oder wünscht eine andere Farbe bzw. Form. Da jede Otoplastik ein Unikat ist können hier viele Wünsche erfüllt werden.

„Warum wurde mir ein Schirmchen-System bei der Anpassung mitgegeben?“
Die Anfertigung einer Otoplastik dauert ca. eine Woche. Doch eine Kunde möchte möglichst schnell einen Eindruck vom Hören mit dem Hörgerät erhalten wenn er sich denn überwunden hat zum Akustiker zu gehen. Hier möchte der Akustiker natürlich nicht im Wege stehen und hat mit den Schrimchen die Möglichkeit eine Testanpassung ohne großen Aufwand zu beginnen. Viele Kunden bleiben nach der Testanpassung sehr gerne bei dem Schirmchen, da das Einsetzen leichter fällt. Das verlieren jedoch leider auch.

Nun weiter zu der Frage der Belüftungsbohrung

Offen gegen geschlossen – Wir öffnen Ihnen die Augen bei der Frage
„Warum soll Ihr Ohr verschlossen werden?“

Über Werner Eickmann

Seit 1993 arbeite ich in der Hörgeräteakustik. Als selbständiger Hörakustikmeister und Familienvater mit 4 Kindern nutze ich viel der wenigen freien Zeit für diese Homepage.

Hunde, Katzen, Hühner, Schafe und Meerschweinchen, sowie Axolotl, Fische und Wellensittiche sorgen für ein angenehmes akustisches Umfeld zu Hause, das ab und an durch Mundharmonika, Klavier und Gitarre bereichert wird.

Ein Hörgerät ist immer nur so gut wie die Fähigkeit des Akustikers. Wie gut der Akustiker jedoch seine Fähigkeiten ausspielen kann, legt die Technik des Hörgerätes fest.

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