Derzeit scheint der Begriff „unsichtbares Hörgerät“ wieder einmal Hochkonjunktur zu haben. Jeder möchte Eines.
Wenn schon ein Hörgerät, dann Eines, was „unsichtbar“ ist. Also kommt eigendlich nur ein In-dem-Ohr-Gerät in Frage.
Was bei dieser weit verbreiteten Werbung leider nicht erwähnt wird:
nicht jeder Hörverlust und erst recht nicht jeder Gehörgang sind für In-dem-Ohr-Geräte geeignet.
Für wen sind In-dem-Ohr-Geräte geeignet ?
Wenn ein breitbandiger Hörverlust vorliegt, zumindest im tieferen Frequenzbereich auch eine Hörminderung vorliegt. Durch das In-dem-Ohr-Gerät wird ein Großteil des Gehörganges dicht gemacht und man hört seine eigenen Resonanzen, welche beim Sprechen entstehen, sehr deutlich.
Ebenso ist ein ausreichend großer Gehörgang notwendig, denn: alle Bauteile des Hörgerätes, welche sonst hinter dem Ohr sitzen, müssen in den Gehörgang (wenn es unauffällig sein soll) gebaut werden! Eine Otoplastik oder ein maßgefertigtes Hörgerät wird immer so groß, wie der Gehörgang (mindestens).
Je kleiner desto besser?
Je kleiner ein Hörsystem ist, desto kleiner sind auch die Batterien. Kleine CIC-Geräte werden mit einer 10er Zink-Luft Batterie betrieben, welche nach ca 5 Tagen ausgetauscht werden muss. Wenn es sich um ein stärkeres Hörgerät handelt, dann auch schon nach 3 Tagen.
Bluetooth, Wirelessanbindug und auch ein Knöpfchen zum bedienen der Hörsysteme sucht man vergeblich; kein Platz!
Viele Funktionen, welche nur mit einer binauralen Koordination funktionieren, sind bei einem sehr kleinen Hörgerät auch nicht möglich, da die Hörgeräte untereinander nicht kommunizieren können.
Optisches Highlight
Wenn man dies aber in Kauf nimmt und der Gehörgang passend ist, kann man eine wirklich unauffällige Hörgeräteversorgung vornehmen.
Eigne ich mich für eine solche Versorgung?
Die Beratung bei Ihrem Akustiker und ein Abdruck des Ohres sollten Gewissheit bringen.
Und als kleines Trostpflaster:
die wenigsten Menschen schaue einem direkt in die Ohren…das macht man nur, wenn man sich mit dem Thema beschäftigt weil eine Hörgeräteversorgung ansteht oder als Akustiker!
Gibt es unauffällige Alternativen?
Gibt es! Ein sogenanntes Ex-Hörer-Gerät, wo der Lautsprecher über ein ganz dünnes Kabel in den Gehörgang geführt wird,ist ebenfalls sehr unauffällig! Aber auch hier setzt die Anatomie der Menschen einfach Grenzen, so das eine solche Versorgung bei sehr engen Gehörgängen ebenfalls schwierig werden kann.
Ich habe vor ca 3 Jahren eine Umfrage gesehen, in der Menschen gefragt wurden was Sie von Hörgeräteträgern halten: „Alt“, was immer befürchtet wird, kam nicht vor! Stattdessen Dinge wie „an Kommunikation interessiert“, “ kümmert sich um seine Gesundheit“ und ähnliches.
Grade wenn man sehr stark Hörgeschädigt ist, kann es von Vorteil sein, wenn man, vielleicht erst auf den 2. Blick das Hörgerät sieht: die Mitmenschen können darauf eingehen und Rücksicht nehmen.
Fazit
Es gibt sehr kleine und auch unauffällige Hörgeräte, die aber nicht immer für jeden geeignet sind. Eine gute Beratung nach Ihren Bedürfnissen und Wünschen ist unerlässlich. Aber von unsichtbar sind wir dann doch weit entfernt.
Ausserdem: kann auffällig sehr hübsch sein!!