Hörgeräte mit vielen Kanälen können sehr gut auf den Hörverlust und individuelle Wünsche des Hörgeräteträgers eingestellt werden. Bei den Beschreibungen von Hörgeräten verwirren jedoch oft die Angaben von Frequenzkanälen und Frequenzbändern.
Wo liegt nun der Unterschied zwischen diesen Bezeichnungen?
Vor einigen Jahren habe ich diese Frage einigen Hörgeräteherstellern gestellt und die Aussagen waren eindeutig: Es gibt keinen Unterschied.
Doch ganz richtig empfinde ich diese Aussage nicht.
Bei den Kanälen handelt es sich um eine Aufteilung des Schalls in Frequenzbereiche, die fast unabhängig voneinander verstärkt und komprimiert werden. Also für unterschiedliche Lautstärken unterschiedliche Verstärkungen unabhängig von den anderen Frequenzkanälen bereitstellen.
Diese Kanalanzahl wird oft als AGC-Kanäle bezeichnet.
Bei Hörgeräten mit sehr wenigen Kanälen (1,2 oder 4 Kanalgeräte) ist der Einstellbereich recht grob aufgegliedert. Bei manchen Hörgerätemodellen können weitere Frequenzeinstellungen innerhalb so eines AGC-Kanals vorgenommen werden. Diese Aufteilung innerhalb eines AGC-Kanals würde ich als Frequenzband bezeichnen. In diesem Fall würde ein Hörgerät z.B. 4 Kanäle und 6 Bänder haben.
Der umgekehrte Fall kann auch vorkommen. Ein 16 Kanal-Hörgerät wird fast unübersichtlich durch die vielen Einstellmöglichkeiten. Hier hilft es mehrere Kanäle zu einem Frequenzband zusammenzufassen und diese gemeinsam zu verändern (wobei eine Automatik die Änderungen je Kanal unterschiedlich gewichtet). Auch in diesem Fall würde ich von Bändern sprechen, doch hier ist die Bandanzahl nun geringer als die Kanalanzahl.
Nachtrag in 2015:
In Deutschland werden seit gut 2 Jahren nur noch Hörgeräte mit 4 oder mehr Kanälen angeboten. 4 Kanäle wurden als Mindestanforderung von den Krankenkassen gestellt.
Immer mehr Hörgeräte nutzen nun die Begriffe: Signalverarbeitungskanäle und Einstellbereiche.
Auf die obrige Zusammenstellung bezogen sind dann die Signalverarbeitungskanäle die „echten“ Kanäle und die Eistellbereiche die Frequenz-Bänder.
Nachtrag Ende.
Kanäle sind also wirkliche unterschiedliche Leitungen – Bänder sind logische Aufteilungen.
Als Ausnahme sei hier noch die Firma Bernafon genannt. Die neuen Bernafonhörgeräte arbeiten mit einer Chanalfree Technik. Eine Aufteilung in verschiedene Frequenzen ist nicht gegeben. Eine sehr hohe Anzahl an Bändern steht für die Feinanpassung zur Verfügung. Im Vergleich zu den normalen Hörgeräten schneiden die Bernafon Hörgeräte klanglich und anpasstechnisch sehr gut ab.