Hörgeräte haben in Deutschland eine „Ziel-Lebensdauer“ von 6 Jahren. Dies ist die Zeit in der Ersatzteile beim Hersteller geordert werden können und in der Reparaturen möglich sein sollen.
Lebensdauer der Hörgeräte: Nach 6 Jahren hat der Versicherte auch wieder Anspruch auf neue Hörgeräte von der gesetzlichen Krankenkasse. Das macht auch Sinn, denn die technische Entwicklung ist nun ja nicht zu verachten. Die neuen Hörgeräte werden mehr können als die alten in der selben Preisklasse. Gute Gründe nach 6 Jahren zu einem neuen Hörgerät zu greifen. Doch muss es immer ein Neues sein?
Teilweise ist ein funktionsloses Hörgerät nicht defekt – doch lesen Sie selbst:
Der Kunde hatte vor etwas mehr als 6 Jahren bei einem Akustiker an seinem Wohnort zwei HighEnd Hörgeräte gekauft. Jedes Gerät für gut 2.500,-€. Seit November 2016 haben diese nicht mehr richtig funktioniert und der Akustiker hat ein Gerät zur Reparatur beim Hersteller eingeschickt. – Die Antwort des Herstellers lt. Kunde: Das Hörgerät wurde vor über 6 Jahren Verkauft. Eine Reparatur ist uns nicht mehr möglich.
Das Hörgeräte eine Lebensdauer von gut 6 Jahren haben war dem Kunden zum Zeitpunkt des Kaufs nicht bewusst, darum hat er relativ viel investiert um für die Zukunft gerüstet zu sein.
Vergleich Hörgerät und Smartphone
Hörgeräte sind vergleichbar mit SmartPhones. Die technische Weiterentwicklung in diesem Bereich ist sehr groß. Ein iPhone von 2010 ist das iPhone 4, es ist inzwischen nicht mehr Stand der Technik und wenn Sie Ihrem Enkel Heute ein iPhone 4 in die Hand drücken ist die Begeisterung nicht besonders groß, denn es wurde durch etliche Versionen verbessert (4-4S-5-5S-6-6S-7).
Nicht nur der Stand der Technik ändert sich, sondern die verwendeten Bauteile altern. Besonders die Mikrofone und die Hörer (Lautsprecher) unterliegem dem Verschleiß und die akustischen Verzerrungen (nicht linear) verstärken sich bis zu dem Zeitpunkt an dem das Hörgerät nicht mehr sinnvoll verwendet werden kann. Die normale Lebensdauer der Hörgeräte wird mit 6 Jahren angegeben.
Der Kunde bekam von seinem Akustiker zwei neue Hörgeräte zur Ausprobe, aber nicht wie gewünscht zwei günstige Hörgeräte, sondern wieder HighEnd Systeme, denn die einfachen Hörgeräte haben noch nicht den Stand der Technik erreich wo das vorherige HighEnd Gerät angesiedelt war.
Nach einer Telefonberatung bei uns entschied sich der Kunde zu uns zu kommen, damit wir Hörgeräte mit einem guten Preis/Leistungsverhältnis für Ihn heraussuchen können. Trotz der Entfernung von über 100km für einen Weg wollte er uns „Testen“. Zum Glück hat er seine Hörgeräte (die defekten) mitgebracht, um eventuell die Otoplastik weiter nutzen zu können. Doch statt neue Hörgeräte zu verkaufen haben wir einfach mal seine Hörgeräte (die nicht mehr Repariert werden können lt. der Aussage des Akustikers) näher unter die Lupe genommen und siehe da:
Der Fehler
Der Fehler stellte sich so dar: Ein Einschaltsignal war zu Hören, doch das Hörgerät verstärkt keinen Schall. Nur mechanische berührungen wurden verstärkt wiedergegeben. Aus diesem Umstand kann man schließen das der Lautsprecher (Ex-Hörer) und der Verstärker, sowie die Energieversorgung funktioniert, aber die Mikrofone wohl keinen Luftschall aufnehmen. Als wir die Hörgeräte auseinandergebaut und angesehen haben konnten wir dann folgendes sehen:
Gründliche Fehlersuche
Nach dem Technikausbau war schnell ersichtlich wo der Fehler lag. Die Mikrofonöffnungen waren verstopft, und wenn kein Ton in das Hörgerät gelangen kann, kann es auch nichts verstärken. Genau wie wir vermutet haben. Doch ob die Mikrofone nach der Reinigung voll funktionsfähig sind war fraglich. Mehr als kaputtmachen geht ja nicht und ein Versuch ist es allemal Wert. Die Kosten einer solchen Reinigung belaufen sich auf 29,50€ wenn es erfolgreich verläuft.
So ein Fehler sollte auch nach der angesetzten Lebensdauer der Hörgeräte erkannt und behoben werden können. Vom Akustiker und auch vom Hersteller des Gerätes.
Nach der Reinigung der Mikrofonöffnungen hat sich das Hörgerät wieder gut angehört und nach einem Abgleich der Einstellung auf die neue Hörkurve konnte der Kunde auch wieder gut verstehen.
Wir wissen nicht, wie lange das frisch gesäuberte Hörgerät nun noch laufen wird. Doch Hörgeräte in dieser Preisklasse einfach für defekt zu deklarieren und Kosten für die Krankenkasse und für den Kunden zu erzeugen muss nicht, nein darf nicht sein.
Fazit: Natürlich kostet eine Grundreinigung des Hörgerätes Geld und es ist immer nur ein Versuch das Hörgerät zu retten, der auch Fehlschlagen kann. Es gibt auch keine Sicherheit das das Hörgerät noch lange hält – doch gerade bei höherwertigen Hörgeräten empfehlen wir den Versuch. Wenn Sie in einer vergleichbaren Situation sind können Sie uns gerne Ihr Hörgerät reinreichen oder auch zusenden (Rücksendung mit anfallenden Versandkosten). Wenn wir Erfolg haben, stellen wir eine Rechnung aus, wenn nicht entscheiden Sie wie es weitergehen soll.