Restdynamik

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Restdynamik
Bei einer Hörgeräte-Versorgung geht es darum, möglichst jeden tiefen, mittleren und hohen Ton wieder so laut zu machen, dass er ohne Anstrengung gehört werden kann (→ Hörschwelle) – ohne das er jemals zu laut werden kann (→ Unbehaglichkeitsschwelle). Oft ist es so, dass Menschen mit geringerem Hörvermögen zugleich besonders empfindlich auf hohe Lautstärken reagieren. Den Bereich zwischen der Hörschwelle, also den Punkten an dem zu hören beginnt und der Unbehaglichkeitsschwelle nennt man die Restdynamik. Bei Menschen, die eine sehr starke Schwerhörigkeit haben – und deshalb auch oft eine Überempfindlichkeit gegen große Lautstärken (→ Recruitment) – ist es eine große Kunst der Hörakustik, ein annähernd natürliches Klangbild in dem sehr kleinen Bereich der Restdynamik zu etablieren.

Raumklang

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Raumklang
Der Mensch kann bis auf 1° genau erkennen, aus welcher Richtung ein Geräusch kommt. Wir haben also ein ausgeprägtes Richtungshören. Es ist der Schlüssel zu der Fähigkeit, komplexe Klangbilder zu sortieren und uns aus einem Brei von Klängen das herauszuholen, was wichtig ist. Zum Beispiel Sprachverstehen neben einer 6spurigen Autobahn oder das Verstehen einer einzelnen Person in einer Gruppe sprechender Menschen.

Es sind viele Faktoren, die diese Fähigkeit ermöglichen, einige sind: 1. Man muss hohe Töne zwischen 4 und 10 kHz gut hören können. 2. Beide Ohren müssen gleich gut hören. Dann wird 3. ein Geräusch, das nicht direkt von vorn kommt, durch die so genannte Kopfabschattung auf einer Seite minimal früher hörbar, minimal lauter und minimal hochtoniger. Diese geringfügigen Unterschiede genügen dem Gehirn, die Schallrichtung exakt zu bestimmen.

Da nachlassendes Hörvermögen fast immer bei den hohen Tönen beginnt, verlieren Menschen zunächst im Bereich zwischen 4 und 10 kHz Hörfähigkeit. Damit verlieren sie also auch an Sensibilität für die Richtungserkennung und die Fähigkeit, komplexe Klangbilder zu sortieren. Sie verstehen speziell in lauter Umgebung schlecht.

Um Ihnen die Fähigkeit der „Schallsortierung“ zurückzugeben, brauchen sie Hörgeräte, die die Effekte der Kopfabschattung nicht stören. Das tun aber fast alle Hörgeräte, denn fast alle Hörgeräte arbeiten unabhängig von einander, jedes auf seinem Ohr (→ bilateral). Jedes Gerät wird vom Hörakustiker so eingestellt, dass es auf „seinem Ohr“ optimal arbeitet: Es macht Lautes leiser und Leises lauter usw. Damit stören zwei unabhängig arbeitende Hörgeräte an einem Kopf die Erkennung von Lautheitsunterschieden zwischen den Ohren. Die „Schallsortierung“ funktioniert nicht. Nur Hörsysteme, die ein Klangbild gemeinsam verarbeiten, die also mit einer (→) Binauralen Signalverarbeitung funktionieren, erkennen und bewahren die Unterschiede. Sie können also bei schlecht hörenden Menschen die „Schallsortierung“ wiederherstellen. Wir nennen die Fähigkeit entsprechender Geräte die Wiederherstellung von Raumklang.

Otoakustische Emissionen (OAE)

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Otoakustische Emissionen (OAE)
Bei OAEs handelt es sich um Schall, der aus dem Ohr austritt. Ein gesundes Innenohr sendet nach einem akustischen Reiz (also nach einem Ton oder Wort) eine unhörbare Antwort. Diese Antwort kann mittels einer Sonde im Gehörgang registriert werden. Wenn sich OAEs messen lassen, deutet dies auf intakte Haarsinneszellen hin. Finden sich keine otoakustischen Emissionen, erlaubt das noch keine Aussage über die Hörfähigkeit eines Menschen, zwingt aber zu weiteren Untersuchungen. Meist wird sich eine (→) BERA anschließen.
Das Messen von OAEs gehört in den Bereich der objektiven Audiometrie, die zur Anwendung kommt, wenn Menschen sich zu ihrem Hörvermögen nicht äußern können, zum Beispiel Babys.

Lärm–Management

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Lärm–Management
Die Menge Lärm am Ohr von Menschen mit Hörgeräten muss geregelt werden, weil der reine Lärm, ohne Sprache, sonst unnötig laut verstärkt würde – und weil, beim gleichzeitigen Auftreten von Sprache und Lärm, der Lärm die Sprache überdecken (maskieren) kann. Ein Lärm-Management unterdrückt also störenden Lärm. Dies geschieht durch Absenkung der Verstärkung in den Hörgeräte-Kanälen, in denen mehr Lärm als Sprache messen wird (meist im Tiefton-Bereich).
Die Reduzierung von reinem Lärm führt zu weniger akustischer Ermüdung und somit zur längeren Erhaltung der Konzentrationsfähigkeit. Die Reduzierung von Lärm während gesprochen wird, erleichtert das Verstehen.

Modulationsanalyse

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Modulationsanalyse
Sprache auch in lauter Umgebung verstehbar zu machen, gehört zu den Hauptherausforderungen bei einer Hörgeräteversorgung. Dafür ist es wichtig, dass ein Gerät erkennt, wie viel Sprach- und wie viel Lärmanteile im Eingangssignal sind. Nur dann kann es den Lärm entsprechend reduzieren.

Das verbreiteteste Verfahren zur Erkennung, ob es sich um Lärm oder Sprache handelt, ist die Modulationsanalyse. Wie der Name schon sagt, erkennt sie anhand des Modulationsgrades, also der Wellenform und -tiefe, um welche Signalart es sich handelt. Ist das Signal eher wenig moduliert, handelt es sich in der Regel um Lärm. Ist das Signal stark moduliert, handelt es sich in der Regel um Sprache. Treten beide Modulationsformen gleichzeitig auf, handelt es sich um Sprache in Lärm.

Wie die oben verwendete Formulierung „handelt es sich in der Regel um Lärm“ schon vermuten lässt, ist die Modulationsanalyse nicht so leistungsstark wie die (→) Spracherkennung. Hinzu kommt, dass sich die Modulationen umso schlechter erkennen lassen, desto gleichlauter Sprache und Lärm werden. In sehr lauten Situationen mit Sprache kann eine Modulationsanalyse das Lärm-Management nicht mehr aktivieren, weil es nicht mehr erkennen kann, dass Sprache im Signal enthalten ist.

Hörschwelle

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Hörschwelle
Die Hörschwelle ist die bildliche Darstellung des Hörvermögens eines Menschen. Sie wird an verschiedenen Frequenzen des Gehörs gemessen. Die Messpunkte beschreiben dem Hörgeräteakustiker, wie viel Verstärkung ein Hörgerät bei der jeweiligen Tonhöhe liefern muss. Ohne die Ermittlung einer Hörschwelle (bei Erwachsenen per Audiometer) kann ein Hörgerät nicht korrekt auf das Hörvermögen eines bestimmten Menschen eingestellt werden. (→ Unbehaglichkeitsschwelle)