Ein neues Hörgerät Teil 1
Mit der Themenreihe „Ein neues Hörgerät“ möchten wir Ihnen den Einstieg in das Leben mit dem neuen Hörgerät erleichtern und Hinweise geben damit das Hörgerät zur Verbesserung Ihrer Lebensqualität beiträgt.
Man Hört nur was man weiß!
Die erste Zeit mit neuen Hörgeräten ist spannend!
Ja, Spannend ist der richtige Ausdruck, denn das Gehirn bekommt sehr viele ungewohnte akustische Informationen mit denen es nichts anzufangen weiß.
Diese Situation bewirkt eine recht große körperliche Anspannung. Aber WIESO ist das so?
Wir drehen die Zeit einfach ein paar Jahrtausende zurück.
Stellen Sie sich vor:
Sie sind in der Wildnis unterwegs, überall lauern Gefahren. Nur wer eine Gefahr rechtzeitig erkennt kann auf Dauer überleben. Egal ob am Tag oder in der Nacht, jedes Geräusch wird von den Ohren aufgenommen und im Gehirn analysiert.
Bekannte Geräusche die nicht mit einer Gefahr in Verbindung stehen, werden automatisch als harmlos in das Unterbewusstsein geleitet.
Bekannte Geräusche die mit einer möglichen Gefahr in Verbindung stehen werden sofort in das Bewusstsein gerückt, der Blutdruck wird erhöht, Adrenalin wird ausgeschüttet und falls gerade geschlafen wurde wird man durch diese Automatismen geweckt. Nur so kann eine möglichst schnelle Reaktion auf Gefahren gewährleistet werden.
Unbekannte Geräusche werden zuerst in die zweite Kategorie (Gefahr) einsortiert. Denn lieber einmal zu früh reagiert als einmal zu spät.
Wenn nun das unbekannte Geräusch einer Geräuschquelle zusortiert werden konnte, wird es in die Kategorie Harmlos oder Gefährlich einsortiert. Diese Zuordnung wird aber erst durch öftere Wiederholung fest im Gehirn eingeprägt und dauert einige Zeit.
Wenn in dieser „Prägephase“ das Geräusch mit negativen Gefühlen belastet wird, wird es eher in die Kategorie Gefahr einsortiert, wenn es als neutral oder angenehm bewertet wird in die Kategorie Harmlos.
Man Hört nur was man weiß.
Darum: Achten Sie mit Ihrem neuen Hörgerät auf alle Geräusche.
Hören Sie sich die Geräusche bewusst an. So helfen Sie Ihrem Gehirn die einzelnen Geräusche besser einzusortieren. Und durch das bewusste Anhören geben Sie automatisch eine neutrale bis positive Bewertung ab.
Falsch wär es z.B. sich über das Klickgräusch des Blinkers im Auto aufzuregen, das ohne Hörgerät nicht mehr hörbar war. Denn dann wird das Klickgeräusch als etwas Gefährliches eingestuft, das sobald es Hörbar ist in den Fokus der Wahrnehmung gerückt werden muss. Somit wird es immer wieder Nerven und das Hörgerät wird als störend empfunden, da es vom Autofahren ablenkt.
Das gleiche Beispiel mit einem anderen Verhaltensmuster.
Im Auto wird mit dem neuen Hörgerät das Klickgeräusch des Blinkers hörbar. Schön daß Sie jetzt wieder akustisch wahrnehmen ob der Blinker gesetzt ist oder nicht. Unfälle, durch falsch gesetzte Blinker können so vermieden werden. Durch diese positive Einstellung zu dem Klickgeräusch wird das Gehirn dieses Geräusch auf Dauer aus der bewussten Wahrnehmung herausfiltern und nur dann in die Wahrnehmung Rücken wenn Sie es wollen.
Das gleiche Spiel kann mit jeglichem Geräusch durchgeführt werden. Alle Geräusche die so als Positiv gebrandmarkt werden, werden in Gesprächen automatisch ausgeblendet und stören die Verständlichkeit kaum. Die Geräusche die als Negativ erlernt werden drängen sich dagegen auch bei Gesprächen in das Bewusstsein, diese Geräusche sind ja mit Gefahr verknüpft, und lenken die Konzentration sehr stark vom Gespräch ab. Das Ergebnis ist dann sehr unbefriedigend.
Dies ist auch der Grund eine Empfehlung zur frühzeitigen Hörgeräteversorgung auszusprechen. Je weniger Geräusche im Gehirn vergessen wurden desto weniger müssen neu erlernt und Kategorisiert werden. Es erleichtert die Eingewöhnung und erhält was sich zu erhalten Lohnt – unsere Hörerfahrung.